Die Kniebeuge

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Oft sind es die ältesten Trainingsübungen auch die besten. So ist es auch mit der allseits bekannten Kniebeuge. Für die einen DIE Übung schlechthin, um Beinkraft, Rumpfkraft, und Hüftbeweglichkeit zu trainieren. Für die anderen ein alter Schuh, da es ja eine Menge neuerer Übungen gibt, die ausgefallen, sexy und cooler erscheinen.

Auch wenn du keine Kniebeugen magst, weil sie dir zu schwer, zu komplex oder einfach nur zu gewöhnlich erscheinen, sei dir einer Sache bewusst:

Du hast, bis man dich in der Schule dazu gezwungen hat, lange und still zu sitzen, Tag für Tag dutzende Kniebeugen durchgeführt ohne nur eine Sekunde daran zu denken, welche Muskeln du dafür benötigst, in welcher Reihenfolge sie aktiviert werden und wie es um die Beweglichkeit deiner Hüften bestellt ist. Als Kind vermochtest du die perfekte Kniebeuge auszuführen, so perfekt, dass sogar Leistungssportler bei dessen Anblick ins Staunen gekommen wären.

Dass in Mitteleuropa die meisten Menschen keine richtige Kniebeuge – auch lediglich mit dem eigenen Körpergewicht – zustandebringen ist meiner Meinung nach v.a. allem ein kulturelles Problem, denn unser Alltag zwingt uns meist förmlich in Immobilität und körperliche Passivität. In Kulturkreisen, in denen die Menschen sich nach wie vor mehr bewegen (z.B. Afrika, Südostasien) ist das Hocken in der tiefen Kniebeuge in allen Altersgruppen Gang und Gäbe, weil diese Menschen nie aufgehört haben sich zu bewegen.

Das Kniebeugemuster ist eines der fundamentalsten Bewegungsmuster des menschlichen Körpers. Diese Bewegung ist seit unserer Geburt tief in unserem Gehirn gespeichert und wird perfekt über das zentrale Nervensystem und der Muskulatur ausgeführt. Bis wir eines Tages aufhören, uns regelmäßig zu bewegen und das einst perfekt abgespeicherte Muster zu verkommen beginnt. Damit setzt natürlich auch eine Schwächung der beteiligten Muskulatur sowie eine Einschränkung der Beweglichkeit beteiligter Gelenke (v.a. Hüfte, Sprunggelenk, Wirbelsäule).

Darum trainieren wir die Kniebeuge in unseren Gruppen- und Personal-Trainings regelmäßig, denn sie ist ein hervorragendes Mittel, um Muskelschwund und Unbeweglichkeit vorzubeugen. Und es muss dabei nicht zwangsläufig monoton werden, denn die Kniebeuge kann man in dutzenden Varianten ausüben: ein- oder beidbeinig, mit oder ohne Zusatzgewicht, am festen Boden oder auf labilen/wackligen Unterlagen, am Schlingentrainer oder in Form von Sprungserien. Der Variantenvielfalt sind keine Grenzen gesetzt und jede Variante hat andere Vorzüge und ist damit für unterschiedliche Zielstellungen ideal.

Auch wenn es nicht gleich auf Anhieb mit einer perfekten und sauber ausgeführten Kniebeuge funktioniert, ist es dennoch die Zeit wert, die man für diese Übung  regelmäßig in seinem Training investiert. Das zentrale Nervensystem braucht seine Zeit, um das ‚vergessene‘ Muster wieder aus seinem Archiv zu holen und es wieder auf der Festplatte des Gehirns richtig abzuspeichern.

Also, peppt euer Training wieder auf und führt ein paar aufregende und abwechslungsreiche Kniebeugevarianten ein. Ihr werdet den Unterschied im Alltag und im Sport schnell merken!